Am 8.10.2012 gab es einen Salon von Lea Rosh zum Thema »Der Streit um die Gemäldegalerie« in Berlin. Es diskutierten Bernd W. Lindemann, Direktor von Gemäldegalerie/Skulpturensammlung und Andreas Kilb, Berliner Kulturkorrespondent der F.A.Z. Gast war auch Heiner Pietzsch [Zusammenfassung hier].
In der anschließenden Diskussion gab es ein kleines Wortgefecht zwischen Franziska Eichstädt-Bohlig, der ehemaligen Grünen-Politikerin und Stadtplanerin und Herrn Pietzsch, in dem dieser drohte, die Sammlung nach Dresden zu geben. Auch Frau Eichstädt-Bohlig befürwortete wie Herr Kilb die Idee, ein neues Museum für die Moderne auf der trostlosen Freifläche an der Potsdamer Straße zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie zu errichten, statt eines Erweiterungsbaues für die Alten Meister an der Museumsinsel.
Frau Eichstädt-Bohlig sagte, dass aufgrund ihrer Erfahrung im Bundestag, u.a. im Haushaltsausschuss, vor 2020 auf keinen Fall mit nennenswertem Geld für einen großen Neubau zu rechnen sei. Während sie noch die Idee vorstellte, deshalb dort klein mit einem Gebäudeteil für die Sammlung Pietzsch anzufangen, erregte sich Heiner Pietzsch.
Er sagte u.a. sinngemäß: »Wenn Sie recht haben (…) Unter den Umständen sage ich Ihnen, geht die Sammlung Pietzsch nach Dresden. Das ist entschieden.«
Frau Eichstädt-Bohlig konnte mit ihrem Hinweis, sie schlage ja gerade etwas für die Sammlung Pietzsch vor, nicht mehr durchdringen. Zwei Minuten später hatte Heiner Pietzsch den Raum verlassen. Der Knackpunkt für ihn schien zu sein: »Kein Geld vor 2020 für ein neues Museum«.
Herr Parzinger, Präsident der SPK, stellte den Zeitrahmen in der Anhörung des Kulturausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses eine Woche später, am 15.10., etwas anders dar. Laut Wortprotokoll sagte er [Seite 20]:
»das Ehepaar Pietzsch sagt (…), dass bis zum Frühjahr, Sommer des nächsten Jahres eine Entscheidung getroffen werden muss, was kommen kann, was kommen wird. Es gibt keine Zeitsetzung, dass man sagt: Bis zu dem und dem Jahr muss eine Unterbringung für die Sammlung existieren. – Denn es ist ja so: Heiner und Ulla Pietzsch sagen ja immer, sie wollen mit ihrer Sammlung möglichst bis zu ihrem Lebensende noch zusammen leben. Sie sagen aber auch: Aber gut, wenn ihr vorzeitig das Gebäude des 20. Jahrhunderts fertig bekommt, geben wir die Sammlung gern ab.
Es besteht also hier kein Zeitdruck, einen Unterbringungsort für die Sammlung zu schaffen.«
Das klingt ja etwas anders. – Schon im Januar 2010 hatte übrigens Heiner Pietzsch das Jahr 2020 explizit erwähnt [→Chronik]:
»Berlin braucht ein neues Haus für die Kunst des 20. Jahrhunderts, z.B. in der Gemäldegalerie, darin könnte auch unsere Sammlung gezeigt werden. Wenn man das bis 2020 festschreiben könnte, wäre das gut.«
Heiner Pietzsch sieht seine großzügige Schenkung ja auch als Mittel, das von ihm für nötig gehaltetene Museum für die Moderne voranzubringen. Erwartet er vielleicht eine feste Zusage, dass 2020 eine neue »Galerie des 20 Jahrhunderts« auf jeden Fall fertig sein muss? Wieso werden die Verträge eigentlich nicht veröffentlicht – der Schenkungsvertrag zwischen Herrn Pietzsch und dem Land Berlin und der 2. Vertrag zwischen dem Land Berlin und den Staatlichen Museen [1]?