Anhörung zur Gemäldegalerie: Herrn Parzingers Halbwahrheiten

Prof. Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin, hat in der Anhörung im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses am 15.10.2012 laut Wortprotokoll Dinge behauptet, die nicht stimmen:

→ 1. Er behauptet, die Forderung nach einem neuen Museum sei neu
→ 2. Der Bundestag habe 10 Mio. für die »Umrüstung der Gemäldegalerie bereitgestellt«

1. Herr Parzinger tut so, als sei die Forderung nach einem Neubau neu

Er entdeckt eine positive Entwicklung in der kontroversen Diskussion [1, S. 21]:

»Hätte ich noch Anfang Juni gesagt, wir brauchen ein neues Museum – egal, ob für den Umzug der Alten Meister oder für das 20. Jahrhundert, irgendwo in Berlin –, dann hätte man mich wahrscheinlich für verrückt erklärt, aber jetzt ist es auf der Tagesordnung, das ist doch eine tolle Entwicklung für Berlin.«

Leider ist das schlichtweg falsch. Er hat es Weihnachten 2011 öffentlich gesagt [2] und er hat es Mitte Mai 2012 noch deutlicher gesagt und es hat so gut wie niemanden gekümmert.

Am 19. Mai 2012, also über 3 Wochen vor dem Beschluss vom 12.6. über die 10 Mio., war im Tagesspiegel Berlin ein langer Beitrag von Peter von Becker über die Situation des Kulturforums zu lesen [3]:

  • Dort schilderte Herr Parzinger mit »leuchtenden Augen« sein Ziel: »Neubau am Kupfergraben«.
  • Dort sagte er konkret, dass das Museum des 20. Jahrhunderts möglichst schon 2015/2016 in den Räumen der Gemäldegalerie eröffnen solle.
  • Dort sprach er davon, dass das »Wegsperren der Alten Meister« nicht zu lang dauern solle und erwähnte das Aufbauen von stärkerem Zeitdruck.

Im langen Artikel ist das zu finden unter den Zwischenüberschriften »DER PLAN: EIN NEUBAU AM KUPFERGRABEN« und »ES FEHLEN HÖCHSTENS 200 MILLIONEN«.

Mehr dazu in der Chronik.

Es gab keinen Aufschrei. Niemand hat Herrn Parzinger für verrückt erklärt. Außer meinem eigenen besorgten Leserbrief 3 Tage danach [4, unten] habe ich überhaupt keine Reaktion gefunden. Aber die Presseerklärung vom 12.6. über die Verdrängung der Gemäldegalerie war dann keine so große Überraschung mehr. Gottseidank habe ich mich in der Befürchtung getäuscht, das Eindampfen der Gemälde im Bode-Museum würde niemanden kümmern.

2. Und schon wieder: 10 Mio. des Bundestages für die »Umrüstung der Gemäldegalerie«

Auch in der Anhörung wiederholte er das Mantra der Stiftungsverantwortlichen [1, S. 5]:

»Es war natürlich ein großartiges Zeichen des Bundestages, für die Umrüstung der Gemäldegalerie 10 Millionen Euro bereitzustellen«.

Das ist falsch. Der Haushaltsausschuss des Bundestages wusste nichts von der Gemäldegalerie. Er hat abgestimmt über nicht spezifizierte »Baumaßnahmen zur Aufnahme der Sammlung Pietzsch«. Staatsminister Neumann wird gewusst haben, warum die wahre Absicht seines extrem kurzfristigen Antrags durch diese Formulierung verschleiert wird.

Bereitgestellt sind die 10 Mio. auch noch nicht, denn die Haushaltssperre der 10 Mio. ist ja wohl noch nicht aufgehoben.

Detaillierte Informationen über die dubiosen Umstände, die zu dem Beschluss geführt haben und darüber, wie den Bürgern das dann verkauft wurde: → hier.

♦♦♦♦♦♦♦♦♦

Alle Blogbeiträge zur Anhörung: →hier

 

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