Ein »belastbarer Stufenplan« für die Museumsinsel aus dem Jahr 2000

Im Verlauf des Museumsstreits haben die Verantwortlichen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) immer wieder betont: Ein Auszug der Gemäldegalerie kommt nur in Frage, wenn ein »belastbarer Stufenplan« für ein neues Gebäude an der Museumsinsel vorliege.

Was ist von einem »belastbaren Stufenplan« zu halten? Ein Blick in die Vergangenheit des Jahres 2000 lehrt eins: Zeitangaben für Bauzeiten sind Schall und Rauch. Deshalb kann eine seriöse Politik der Stiftung nur lauten:

Wenn die Entscheidung gefällt wird, einen Neubau für die Alten Meister an der Museumsinsel zu errichten, darf ein Umzug der Gemälde nur von »Nagel zu Nagel« in den fertigen Neubau erfolgen.

 

Im Herbst 2000 gab es eine schöne Ausstellung zum Masterplan in der Ruine des Neuen Museums. Sie trug den Titel »Masterplan Museumsinsel Berlin – ein europäisches Projekt« und wurde von der SPK veranstaltet in Kooperation mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), der früheren Bundesbaudirektion. Das BBR hat alle Bundesbauten in Berlin, auch alle Baumaßnahmen der Stiftung durchgeführt.

Im gleichnamigen Katalog zur Ausstellung findet sich obiger »belastbarer Stufenplan« im Artikel von Lothar Fehn (BBR) (»vom werden«, S. 61; einzelne Beschriftungen sind oben neu platziert, Daten zu technischen Bauwerken wurden weggelassen).

Es handelt sich hier um eine vom Stiftungsrat der SPK beschlossene Planung, von erfahrenen Profis technisch durchgeführt, von den Haushältern des Bundestages belastbar finanziert.

Der Vergleich der geplanten Fertigstellungstermine mit dem Zustand Frühjahr 2014 ist erschreckend. Der Masterplan Museumsinsel umfasst 7 Gebäude: 5 Museumsgebäude plus Neues Eingangsgebäude (=James-Simon-Galerie) plus Museumshöfe 1 (=Archäologisches Zentrum). Davon sind 3 im Plan geblieben. Die 4 anderen sind jenseits von Gut und Böse.

Die Links verweisen auf die jeweilige Seite der BBR (1) und auf die eindrucksvolle Museumsinsel-Seite der SPK (2).

Im Plan waren:
  • Alte Nationalgalerie [1], [2]:
    Plan 2001, eröffnet 2001
  • Bode-Museum [3][4]:
    Plan 2005, eröffnet 2006
  • Neues Museum [5][6]:
    Plan 2008, eröffnet 2009
Um Jahre falsch geplante Fertigstellung:
  • Archäologisches Zentrum (Museumshöfe) [7][8]:
    Plan 2005, eröffnet 2012
  • James-Simon-Galerie (Neues Eingangsgebäude) [9][10]:
    Plan 2006, Fertigstellung 2017.
    Der Grundstein wurde im Oktober 2013 gelegt, aber der Abschluss der Tiefbauarbeiten zur Herstellung von Baugrube und Gründung wird erst im Sommer 2014 erwartet [15].
  • Pergamonmuseum [11][12]:
    Plan 2010, Fertigstellung vielleicht 2019 (Abschnitt A) und 2025 (Abschnitt B);
    Baumaßnahmen im Nordflügel begannen 2013.
  • Altes Museum [13][14]:
    Plan 2007, »Baubeginn steht noch nicht fest«, für die Grundinstandsetzung sind 4 Jahre und 128 Mio. € geplant.

Fazit, nochmal:

Eine Zwischenlösung auf Kosten der Alten Meister bis zur Fertigstellung eines Neubaues stellt ein unkalkulierbares Risiko dar. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein geplanter Fertigstellungstermin um Jahre überschritten wird, ist höher als die Wahrscheinlichkeit, dass der Termin eingehalten werden kann.

 4.4.2014

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